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Kommerzieller Walfang: Eine unzeitgemässe Praxis

24. September 2024

NGO-Briefing fordert ein Ende des kommerziellen Walfangs und hebt die Notwendigkeit hervor, das IWC-Walfangmoratorium zu stärken.

Ein Zusammenschluss von Arten- und Tierschutzorganisationen, darunter das Animal Welfare Institute (AWI), die Environmental Investigation Agency (EIA), OceanCare, Pro Wildlife und Whale and Dolphin Conservation (WDC), hat gerade einen faktenbasierten Bericht vor dem 69. Treffen der Internationalen Walfangkommission (IWC), welches derzeit in Lima, Peru, stattfindet, veröffentlicht. Der Bericht zeigt auf, dass der kommerzielle Walfang weder nachhaltig noch ethisch vertretbar oder notwendig ist. Der NGO-Bericht ruft alle Mitgliedsstaaten der IWC dazu auf, das Fortbestehen des Moratoriums zu bestätigen und den Schutz aller Wale zu fördern. Die von der Europäischen Union vorgeschlagene Resolution, die sich mit kommerziellen Walfangaktivitäten befasst und die Notwendigkeit sowie Bedeutung des Moratoriums unterstreicht, wird dabei besonders begrüsst.

Etwa 3 Millionen Grosswale wurden im 20. Jahrhundert mit Sprengstoffharpunen getötet, was die weltweiten Walpopulationen stark dezimierte. Das 1986 von der Internationalen Walfangkommission verhängte Moratorium für den kommerziellen Walfang bewahrte mehrere Walarten vor dem Aussterben und ermöglichte es einigen Populationen, sich zu erholen. Dennoch führten Island, Norwegen und Japan den kommerziellen Walfang trotz des globalen Verbots fort. Diese Länder legten formelle Einsprüche oder Vorbehalte gegen das Moratorium ein, oder, wie im Fall von Japan, bezeichneten ihren Walfang als „wissenschaftliche Forschung“. 2019 trat Japan schliesslich ganz aus der IWC aus und betreibt seitdem offiziell kommerziellen Walfang.

Da das Moratorium ursprünglich als vorübergehende Massnahme vereinbart wurde, um den Walpopulationen Zeit zur Erholung von der Übernutzung der vorherigen Jahrzehnte zu geben, gibt es wiederkehrende Forderungen seitens der Walfangnationen und ihrer Unterstützer, das Verbot aufzuheben und den kommerziellen Walfang wieder zuzulassen. Der starke Widerstand von Ländern, die den Walfang ablehnen, und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die Wale vor jeglicher Jagd schützen wollen, hat diese Bemühungen bislang erfolgreich abgewehrt.

In den über 40 Jahren seit der Einführung des Moratoriums hat sich die IWC zu einem unverzichtbaren Gremium von Artenschutzexperten entwickelt, das sich mit den unzähligen anderen Bedrohungen befasst, denen Wale in der modernen Welt ausgesetzt sind – von Klimawandel bis hin zu Plastikverschmutzung. Die Wissenschaftler und wissenschaftlichen Ausschüsse der IWC sind am besten geeignet, Walpopulationen zu überwachen und Schutzmassnahmen zu steuern. Doch der fortgesetzte Walfang durch Norwegen, Island und Japan sowie die ständige Bedrohung durch eine mögliche Aufhebung des Moratoriums untergraben diese Bemühungen und werfen Zweifel an der Nachhaltigkeit der umgesetzten Schutzmassnahmen auf.

Zum Zeitpunkt des Schreibens wurde die norwegische Walfangsaison 2024 am 19. September 2024 laut Råfisklaget beendet, mit insgesamt 414 getöteten Walen.

„Das sind 414 Tiere zu viel. Es gibt im 21. Jahrhundert keinerlei Rechtfertigung für kommerziellen Walfang – Walfang ist weder nachhaltig, noch human oder notwendig. Die Walfangnationen klammern sich verzweifelt an eine Industrie, die nur durch hohe Kapitalzuflüsse und staatliche Subventionen künstlich am Leben gehalten wird. Es ist an der Zeit, den kommerziellen Walfang endgültig in die Geschichtsbücher zu verbannen“, sagt Nicolas Entrup, OceanCares Direktor für Internationale Beziehungen, der OceanCares Delegation bei der IWC in Lima leitet.

OceanCare setzt sich seit 1992 für ein Ende aller Walfangaktivitäten ein, auch als Beobachter bei der IWC.