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Die Zeit der Fossilen ist abgelaufen

03. September 2024

Fossile Brennstoffe befeuern den katastrophalen Klimawandel – richten aber auch im Meer schwere Schäden an und gefährden so unzählige marine Arten. Das fossile Zeitalter muss daher unverzüglich beendet werden. Die Zukunft des blauen Planeten und die Vitalität der Ozeane hängen davon ab.

Es geht heute nicht mehr darum ob, sondern wann wir die verheerenden Folgen des Klimawandels umfassend und konsequent eindämmen. Der Planet erhitzt sich schneller als je zuvor. Der Temperaturanstieg stört Wetterlagen, destabilisiert das natürliche ökologische Gleichgewicht und bedroht damit alle Lebensformen.

Die Weltmeere sind die wichtigste Kohlenstoffsenke der Erde und haben bereits rund 90 Prozent der durch Treibhausgas-Emissionen verursachten überschüssigen Wärme absorbiert. Der Tempe-raturanstieg zieht eine Kaskade bedrohlicher Konsequenzen nach sich: das Eis schmilzt, der Mee-resspiegel steigt an, es treten marine Hitzewellen auf und die Ozeane versauern.

Rücksichtslose Gewinnung von Öl und Gas – kein Ende in Sicht

Diese Konsequenzen sind verheerend. Doch das hindert die Erdölindustrie nicht daran, mit ihrer Gier nach Öl und Gas im Meer immer weitere Spuren der Verwüstung zu ziehen.

Fossile Brennstoffe – Kohle, Öl und Gas – sind die Haupttreiber des globalen Klimawandels. Auf ihr Konto gehen mehr als 75 Prozent der weltweiten Treibhausgas- und fast 90 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen. Zusätzlich bombardiert die Erdölindustrie das Leben unter Wasser im Rahmen seismischer Untersuchungen des Meeresbodens mit verheerend lauten Schallemissionen.

Unterhalb der Wellen sind die Ozeane eine Klangwelt. Die meisten Meerestiere, vom kleinsten Plankton bis hin zu grössten Walen, überleben dank der Wahrnehmung von Geräuschen – so navigieren, kommunizieren und jagen sie, entkommen Raubtieren und finden sie ihre Paarungspartner.

Stellen Sie sich nun folgendes vor: ein explosives Geräusch, das eine Million Mal lauter ist als ein Presslufthammer, tritt plötzlich auf und nimmt Ihre Welt in Beschlag. Der massive Lärm kehrt alle 10 bis 15 Sekunden wieder, 24 Stunden am Tag und das über Wochen oder sogar Monate hinweg. Damit nähern Sie sich der fatalen Realität jener Meerestiere an, in deren Lebensraum seismische Untersuchungen stattfinden.

Bei der Suche nach Öl und Gas wird eine intensive, impulsive Technologie eingesetzt, mit der Rohstoffvorkommen im Meeresboden bis in grosse Tiefen geortet werden können. Bei der Kartie-rung eines Seegebiets schleppen Schiffe zwischen einem und vier Dutzend Druckluftkanonen hinter sich her, die explosionsartige Schallimpulse von bis zu 260 Dezibel erzeugen. Diese Schallwellen durchstossen Hunderte, oft sogar Tausende von Metern Wasser und dringen mehrere Dutzend Kilometer tief in den Meeresboden ein. Das zurückgeworfene Echo gibt Aufschluss über unentdeckte Öl- und Gasdepots. Die extremen Schallwellen töten alle Meereslebewesen, die sich zwischen den Druckluftkanonen und dem Meeresboden befinden. Die Lärmbelastung reicht zudem hunderttausende Quadratkilometer weit und vertreibt oder tötet in diesem Radius Meerestiere.

Lärm im Mittelmeer

Diese Verwüstung findet nicht nur in fernen Meeren statt, wo laxe Vorschriften gelten und die Erdölindustrie unkontrolliert ihre Ausbeutung betreibt. Im Jahr 2002 schätzte man, dass im Mittelmeer rund 50 Milliarden Fass Öl und 8 Billionen Kubikmeter Gas gespeichert sind, was rund 4 Prozent der weltweiten Reserven entspricht. Bis 2005 wurden in den Gewässern Italiens, Ägyptens, Griechenlands, Libyens, Tunesiens und vieler anderer Länder über 350 Offshore-Bohrungen vorgenommen. Einige Länder – darunter Frankreich, Portugal und Spanien – haben in den letzten Jahren die Vergabe neuer Lizenzen für solche Explorationsaktivitäten gestoppt oder verboten, andere – etwa Zypern, Ägypten, Griechenland und die Türkei – erteilen weiterhin Lizenzen für die Erschliessung neuer Öl- und Gasfelder im Mittelmeer.

Es ist eine Farce, dass viele Staaten, wo Sonne und Wind im Überfluss vorhanden ist, gerade jetzt, wo das Kohlenstoff-Zeitalter enden muss, auf die Förderung fossiler Brennstoffe setzen. Die Mittelmeerregion hat bereits die kritische Grenze des Anstiegs der Lufttemperatur um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau überschritten und damit den vereinbarten globalen Grenzwert. Angesichts der rekordverdächtigen Wassertemperaturen im Mittelmeer, die täglich für Schlagzeilen sorgen, wird die Dringlichkeit entschlossenen Handelns immer unbestreitbarer.

Das Zeitalter fossiler Brennstoffe konsequent überwinden

OceanCare setzt sich seit 2002 vehement und konsequent für leisere Meere ein. Wir fordern Regierungen und internationale Gremien auf, mit der in dieser Krise gebotenen Dringlichkeit zu handeln. Die seismische Suche nach neuen Öl- und Gasvorkommen im Meer muss verboten, die laufende Förderung fossiler Rohstoffe soll schrittweise eingestellt werden. Nur so lässt sich die Klimakrise eindämmen und können marine Arten und das Ökosystem der Meere geschützt werden.

Dieser Appell ist Teil der OceanCare-Petition Because Our Planet Is Blue, mit der die Öffentlichkeit angeregt wird, sich dem Aufruf an die Regierungen der Welt anzuschliessen, die Öl- und Gasexploration zu verbieten, um das Meer und das Klima des Planeten zu schützen.

Denn das Zeitalter der fossilen Brennstoffe muss enden. Jetzt.