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Zerstörerische Fischereipraktiken müssen verboten werden

04. Juni 2024

Beim Fangen von Fischen mit Grundschleppnetzen werden Fanggeräte über den Meeresboden gezogen, die diesen berühren oder richtiggehend pflügen. Diese Fischereimethoden gelten seit langem als schädlich für die Meeresfauna. Der Einsatz von Schleppnetzen wird seit dem frühen 14. Jahrhundert als zerstörerische Fischereimethode angesehen. Selbst manche Fischergemeinschaften kritisieren diese Fischereipraxis immer wieder heftig, weil sie die Meeresressourcen bedroht und damit ihre Existenzgrundlage.

Seit Jahrzehnten wird in unzähligen wissenschaftlichen Studien die Schädlichkeit der Grundschleppnetzfischerei dokumentiert. Die gesammelten Beweise für die Beschädigung von Arten und Ökosystemen im Meer sind monumental. Der Einsatz von Schleppnetzen verringert die Biomasse sowie die Vielfalt und Komplexität der Lebensgemeinschaften am Meeresboden, führt zu signifikanten Veränderungen am Meeresgrund und beeinträchtigt dessen Funktionalität und Produktivität. Neben Zielarten landen in den meisten Netzen auch nicht absichtlich gefangene Meerestiere wie bedrohte Haie und Rochen, Meeresschildkröten, Seevögel und Meeressäuger als sogenannter Beifang.

Über die biologischen Auswirkungen hinaus beleuchten neuere Studien auch den enormen klimatischen Fussabdruck der Grundschleppnetzfischerei, die die Klimakatastrophe mit direkten und indirekten Treibhausgasemissionen anheizt.

Global betrachtet variieren Fischereivorschriften und die Art, wie diese durchgesetzt werden, stark. Bestehende Umweltschutzmassnahmen sind oft derart wirkungslos, dass in Europa etwa die Grundschleppnetzfischerei innerhalb einiger Meeresschutzgebiete intensiver sein kann als in den umliegenden Gebieten.

Die Europäische Union plant Massnahmen – viele EU-Mitgliedstaaten wollen diese verhindern

Im Februar 2023 veröffentlichte die EU-Kommission einen Aktionsplan zur Vereinbarkeit von Meeresschutz und Fischerei. Damit sollen in erster Linie Fischereipraktiken nachhaltiger werden, indem die Selektivität der Fanggeräte verbessert und die Auswirkungen auf den Meeresboden und auf empfindliche Arten wie etwa Delfine verringert werden. Um den Meeresboden zu schützen, fordert die Kommission die Mitgliedsstaaten auf, die Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten bis 2030 verboten zu haben. Es ist vollkommen unverständlich, dass die meisten EU-Mitgliedstaaten solche zerstörerischen Praktiken bis heute sogar in Meeresschutzgebieten zulassen. Gegen den wichtigen Aktionsplan der EU-Kommission leisten einige Mitgliedstaaten harschen Widerstand, obwohl dringend Massnahmen umgesetzt werden müssen, damit die EU-Länder ihrer Verpflichtung, den Meeresboden und seine Arten zu schützen, nachkommen können.

Wege zur Beendigung zerstörerischer Fischereipraktiken

Ein primärer Bewirtschaftungsansatz, der dazu beitragen kann, die schädlichen Auswirkungen der Fischerei zu mindern, besteht in der Verwendung weniger zerstörerischer Fanggeräte sowie in der Schaffung zusätzlicher Meereszonen, in denen destruktive Fischereipraktiken nicht erlaubt sind oder zumindest wirksam reguliert werden müssen. Diese Massnahmen entsprächen den internationalen Verpflichtungen zum Schutz der Meeresumwelt und stünden im Einklang mit globalen Zielen in Bezug auf Biodiversität, Nachhaltigkeit und Klima. Sie würden dazu beitragen, dass die marinen Ökosysteme wieder gesünder, vielfältiger und widerstandsfähiger werden kann, was auch lokalen Fischereigemeinschaften zugutekäme.

Eine weitere Bewirtschaftungsmassnahme ist die Abschaffung von Fischereisubventionen, die zur Intensivierung der Schleppnetzfischerei und involvierter Fangflotten beitragen. Solche „schädlichen Subventionen“ sollen durch „nützliche Subventionen“ ersetzt werden, die dazu dienen, den Fischern praktikable Alternativen zur Verfügung zu stellen. Diese Massnahme entspricht dem Millennium Ecosystem Assessment des UN-Umweltprogramms (UNEP), einer gross angelegten Studie zum Zustand von Schlüsseldienstleistungen von Ökosystemen. Die Studie betont die Notwendigkeit, „schädliche“ Subventionen abzuschaffen, die eine „exzessive Nutzung von Ökosystemleistungen“ fördern und „die Bewirtschaftung der Ressourcen und ihre nachhaltige Nutzung beeinträchtigen, indem sie eine übermässige Ausbeutung der Ressourcen begünstigen und damit das in der Fischerei bestehende Problem im Hinblick auf das Gemeineigentum verschärfen.“

OceanCare setzt sich verstärkt für ein Verbot zerstörerischer Fischereipraktiken ein.