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Orca-Population, die Boote beschädigt: Neue Empfehlungen veröffentlicht

28. Mai 2024

Seit 2021 sanken aufgrund von Interaktionen mit einer bestimmten Population von Orcas (auch Schwertwale genannt) sechs Schiffe – vier Yachten und zwei Fischerboote. Die Interaktionen scheinen ausschliesslich eine kleine Population Iberischer Orcas zu betreffen, die in spanischen, portugiesischen, französischen und marokkanischen Gewässern lebt.

Jetzt wurde ein Bericht zu diesem Thema veröffentlicht. Er wurde vom 6. bis 8. Februar 2024 in einem Workshop in Madrid erarbeitet, der von den Regierungen Spaniens und Portugals unterstützt wurde und lokale und internationale Expert:innen zusammenbrachte.

Die Teilnehmenden des Workshops einigten sich auf die klare Empfehlung, dass Seeleute im Falle einer Begegnung mit Orcas nur Methoden anwenden sollen, die keine schädlichen Auswirkungen auf die Wale oder die Umwelt haben. Betroffene Seeleute sollen sich so schnell wie möglich mindestens 2 bis 3 km vom Gebiet, in sie die Wale antreffen, in Richtung Küste (Golf von Cádiz / Strasse von Gibraltar) oder in ein Gebiet, wo eine allfällige Rettung rasch erfolgen kann, entfernen. Im Bericht heisst es, dass «Wegfahren keine Garantie für die Beendigung der Interaktion oder für ein Verhindern von Schäden ist, es deren Wahrscheinlichkeit aber verringern kann». Den Seefahrern wird zudem geraten, die Behörden zu alarmieren, sobald eine Interaktion beginnt, um deren Reaktionszeit im Falle einer notwendigen Rettung zu verkürzen.

Iberische Orcas sind auf der Roten Liste der IUCN als vom Aussterben bedroht eingestuft. Vergrämungsmassnahmen, die den Tieren unmittelbar schaden oder langfristig deren Überleben oder Fortpflanzung beeinträchtigen können, sind gemäss nationalen und europäischen Gesetzen illegal. Als Seeleute schädliche Massnahmen (u.a. Feuerwerkskörper oder Stromschläge) anwandten, setzten die Wale die Interaktionen dennoch fort. Die Expert:innen kamen zum Schluss, dass solche Methoden nicht nur wirkungslos sind, sondern das Verhalten der Orca möglicherweise noch verstärken können, was zu schwereren Schäden an Schiffen führen kann.

Am Workshop wurden eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und eine einheitliche Gestaltung der Gutachten und Meldesysteme gefordert. Die Internationale Walfangkommission (IWC) wurde dazu angehalten einen Managementplan zur Erhaltung der Population Iberischer Orca, die nur noch weniger als 40 Tiere umfasst, zu erarbeiten. Mit diesem Instrument vereint die IWC Länder, um Erhaltungsmassnahmen zu beschleunigen.

OceanCare hat sich bereits früher zu Interaktionen von Orcas mit Schiffen geäussert und darum gebeten, das Verhalten der Orcas trotz irreführender Berichte einiger Medien nicht als Angriff oder Racheakt zu interpretieren und es zu unterlassen, den Tieren schaden zu wollen. Noch nie haben Orcas in freier Wildbahn Menschen direkt angegriffen. Wir sind keine Beute für diese Tiere. Das Interaktionsverhalten, das sich auf die kleine Population Iberischer Orcas beschränkt, richtet sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen die Schiffe.

Weitere Informationen

Die Sichtweise von OceanCare ist hier ausführlich dargestellt

Der Bericht des Workshops ist hier verfügbar